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Malen als leidenschaftliche Anamnese – Bettina van Haaren

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Bettina van Haaren, Marien und Motten, Farbstift auf Wand © Foto: Rainer Zerback, Saarländische Galerie Berlin, Bettina-van-Haaren

Alles läuft derzeit noch etwas ungewohnt und ungewöhnlich, auch in der Kunstszene – statt großem Bahnhof zur Eröffnung der Bettina van Haaren-Ausstellung in der Saarländischen Galerie in Berlin diesmal drei Angebote zum Werkstattgespräch mit der Künstlerin, die ja zu den prominentesten Vertreterinnen der saarländischen Malerei & Grafik gehört. Und in ihrer geradezu provozierenden Selbstanalyse und Weltbetrachtung auch (ver)störend wirken kann.

Malen als Zustand, wie das Jackson Pollock formulierte – bei Bettina van Haaren gesellt sich zu dieser geradezu leidenschaftlichen Anamnese des personellen Ist-Zustandes immerzu auch die fast quälerische Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit. Der Mensch als Erfahrungstier, wie ihn Foucault bezeichnete, er wird bei Bettina van Haaren autobiografisch demontiert und neu zusammengesetzt, hinterfragt und vor allem in seiner Festlegung auf ein Geschlecht kommentiert – zynisch und zärtlich in einem.

Die hier präsentierte Ausstellung von Zeichnungen – darunter ein riesiges, in situ gefertigtes Exemplar, direkt auf den Putz der Wand aufgetragen – fordert den Betrachter heraus, die Lineamente und Konturen und Chiffren in aller Stille zu lesen. Man sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Künstlerin keine Verfechterin der spontanen Geste und des narrativen Überflusses ist, sondern sehr konzentriert und langsam sich vortastet in die Welt des Darstellbaren – für die kleineren Blätter braucht sie nach eigener Aussage einen ganzen Tag. Sie entstehen häufig auf Reisen, zwischen den Gemälden – sind nicht flüchtige Anekdote, sondern „reflektieren Welt-läufe“. Und nicht weniger sich darin selbst… die eigene Verletzlichkeit. Den Umstand, dass „Körperlichkeit empfindlich ist und altert“ – wie das einer ihrer (männlichen) Interpreten anschaulich beschrieb. Sexualität wird thematisiert, Findungen und Abstoßungen, das Banale und das Böse in der Begegnung mit sich und anderen.

„Marien und Motten“ – der Titel der Ausstellung mag provozieren und bezeichnet doch bewusst die Gratwanderung zwischen Lesbarem und
assoziativ zu Vermutendem. Da schweben Füße, Brüste, figurative Menschenreste an offenen Tiermäulern vorbei, da vermählt sich scheinbar Harmloses mit anscheinend Bösartigem. Der Zeichenduktus gibt sich abrupt und spielerisch – je länger man sich einlässt auf interpretative Eindeutigkeit, desto mehr gerät auch das Wahrnehmungsvermögen des Betrachters ins Schlingern. Eine im Wortsinn irreale Realität, die Gleichzeitigkeit von Phantasmagorien und Tatbeständen. Und stets ist das eigene Ich, sind die Hände Bedeutungsträger, ist der Körper Projektionsfläche, empfindend und empfindbar. „Häutungen“, „Spiegelungen“ „Gewebeproben“ – das sind Titel von Katalogen, die verraten, wie sehr Bettina van Haaren als Realitätsbefragende auch Sprachbilder benutzt.

Bevor die gebürtige Krefelderin, Jahrgang 1961 und ausgebildet an der Kunsthochschule in Mainz, vor inzwischen zwanzig Jahren eine Professur für Zeichnung und Druckgraphik an der Technischen Universität in Dortmund erhielt, lebte und arbeitete sie in Saarbrücken. Zahlreiche Einzelausstellungen und Beteiligungen haben bereits damals auf sie aufmerksam gemacht – sie war und ist unbequem in ihrer Schonungslosigkeit und Zartheit – auf hohem künstlerischem Niveau, versteht sich.

Ingeborg Koch-Haag

Ausstellung bis 23. Oktober

Filed Under: Kritik

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