Wasserstation des Blue Future Projects © Felix R. Braune
Am Anfang stand bei Tibor Sprick und Christoph Dillenburger der Wunsch, die Welt zum Besseren zu verändern. Dillenburger arbeitete zu diesem Zeitpunkt bei einem Versicherungsunternehmen, Sprick studierte Internationale Betriebswirtschaft an der htw saar. „Ich empfand meine Arbeit bei der Versicherung irgendwann nicht mehr als redlich. Stattdessen wollte ich meine Lebenszeit sinnstiftend einsetzen“, sagt Dillenburger im Rückblick.
Sprick geht es ähnlich: „Ich konnte mir schon immer vorstellen, ein Unternehmen selbst aufzubauen, um damit die Probleme in der Welt anzugehen und Menschen zu helfen.“ Die beiden Freunde schließen sich zusammen, Dillenburger gibt später seine Festanstellung bei der Versicherung auf.
Zunächst haben sie nur einige vage Ideen und Vorstellungen, wie sie sich engagieren möchten. Zu Afrika haben sie zwar einen persönlichen Bezug, doch noch fehlt ihnen der richtige Partner. Bei der Recherche im Internet stoßen sie durch Zufall auf Dr. Askwar Hilonga, einen Chemieingenieur aus dem Nordosten Tansanias. Über E-Mail schreiben sie ihn an. Der Wissenschaftler wird zur entscheidenden Kontaktperson für die beiden. „Uns war es von Anfang an wichtig, von den Experten vor Ort zu lernen, da sie am besten wissen, was die Menschen benötigen“, betont Sprick. Von Dr. Hilongas ‚Filter-Konzept‘ sind die beiden direkt überzeugt, da es nicht nur für sauberes Trinkwasser sorgt, sondern zugleich Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten schafft. Die beiden Saarbrücker gründen das „Blue Future Project“, ihr Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe.
Gemeinsam mit Dr. Hilonga, der die Koordination vor Ort übernimmt, entstehen erste Wasserstationen. Das Wasser wird aus Quellen oder Brunnen in der Umgebung entnommen. Ein Nanofilter, der von Dr. Hilonga entwickelt wurde, bereitet das Wasser durch ein rein mechanisches Filterverfahren zu Trinkwasser auf; die Betreiber der Stationen stammen aus dem jeweiligen Dorf. Durch den Verkauf des sauberen Wassers generieren sie ein Einkommen für sich und ihre Familien.
Finanziert wird das „Blue Future Project“ durch den Verkauf von Armbändern, die von Maasaifrauen in Tansania handgeknüpft werden – auch dadurch entstehen weitere Arbeitsplätze vor Ort. Außerdem haben Sprick und Dillenburger inzwischen ein eigenes Wasser auf den Markt gebracht, das regional abgefüllt wird und bei verschiedenen Restaurants und Getränkehändlern im Saarland und der Großregion erhältlich ist. Mit dem Geld, das sie durch den Verkauf des Wassers und der Armbänder einnehmen, werden weitere Wasserstationen in Tansania errichtet.
Selbst vor Ort waren Sprick und Dillenburger zuletzt im August und haben – mit Unterstützung von Namayani Africa e.V. – Zugang zu sauberem Trinkwasser für etwa 3000 Menschen im Nordosten des Landes geschaffen. Doch die beiden stehen erst am Anfang. Auch in weiteren Regionen Tansanias wollen sie möglichst bald aktiv werden. Für Kenia und Uganda haben sie ebenfalls Pläne. Auch dort möchten sie Zugang zu sauberem Trinkwasser für tausende Menschen schaffen und auf diese Weise die Welt Stück für Stück ein kleines bisschen besser machen.
Johann Emilian Horras im OPUS Kulturmagazin 76 (November / Dezember 2019) auf S. 155
Weitere Informationen: www.bluefutureproject.com