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Begrünte Dächer

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Ein neuer Dachgarten im Saarbrücker Bürgerpark – ein wegweisendes Zukunftsprojekt © Kenan Alkuwatly und Eric Schwarz

Es grünt auf immer mehr Dächern, vor allem in den Städten. Hipster bezeichnen sie als „Rooftop Gardens“, auf gut Deutsch klingt es deutlich simpler: Dachgärten. Beim Stichwort „Rooftop Garden“ denke ich sofort an begrünte Bars und Cafés auf dem Dach eines Wolkenkratzers, wo man zu einer hausgemachten Bio-Rhabarber-Erdbeer-Limonade eine atemberaubende Aussicht auf die urbane Skyline Berlins, Londons oder New Yorks genießen kann. Doch Dachgärten sind gar kein so modernes Phänomen, wie man denkt: Sogar bei den Römern waren begrünte Dächer bereits beliebt. So verfügte zum Beispiel die Villa dei Misteri in Pompei über eine Dachterrasse, auf welcher Pflanzen angebaut wurden. Und die Hängenden Gärten von Babylon dürfen auch als Dachgärten interpretiert werden.
Vor dem modernen Rooftop Garden (im Sinne eines öffentlich zugänglichen Gartens, oft in Verbindung mit Café oder Bar) waren Dachgärten als Erholungsraum für die jeweiligen Hausbewohner gedacht. Der Dachgarten gilt in Metropolen wie New York oder London als grüne Oase im städtischen Leben, hoch über den hektischen und lauten Straßen der Großstadt. In Frankfurt am Main finden sich seit mehreren Jahrhunderten kleine Dachgärten auf den Häusern wohlhabender Geschäftsleute, sogenannte „Belvederchen“ (abgeleitet vom italienischen „Belvedere“, ein Gebäude oder Gebäudeteil, das eine schöne Aussicht bietet). Eines der berühmtesten Belvederchen ist jenes auf dem Haus zur goldenen Waage. Das opulente Fachwerkgebäude wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut, inklusive einer begrünten Dachterrasse mit Laube, auf welcher sich die Familie des niederländischen Zuckerbäckers Abraham van Hameln erholen konnte. Das Schmuckstück in der Frankfurter Altstadt, das bei Luftangriffen 1944 zerstört wurde, konnte 2017 mithilfe historischer Dokumente detailgetreu nachgebaut werden, inklusive Belvederchen.

Dieser Garten mit Aussicht findet sich in 120 Fenchurch Street in London – hier mit Aussicht auf das „Walkie-Talkie“ © Sandra Wagner

Doch Dachgärten können noch viel mehr als lediglich eine Flucht aus dem städtischen Alltag bieten – weswegen sie in unserem umweltbewussten Zeitalter zum Trend avanciert sind. Im städtischen Ökoklima haben bepflanzte Dächer einen kühlenden Effekt und können angestaute Stadthitze und Smog vermindern. Das funktioniert, da sich Pflanzenflächen, im Gegensatz zu Beton, Metall und Stein, kaum aufheizen. Dementsprechend sinkt langfristig auch der Energieverbrauch der Hausbewohner, da weniger Strom zum Kühlen des Hauses benötigt wird. Aus diesem Grund versuchen Städte wie Tokyo und Singapur aktuell, mehr und mehr Dachgärten in die Städteplanung einzubringen. Doch das ist noch nicht alles: Dachgärten können auch die Überflutung von Kanälen in Städten verhindern, da sie natürlich den Regen aufnehmen und dadurch weniger Wasser in die Kanäle gelangt.
Neben diesen umweltpositiven Vorteilen bringen grüne Dächer seit kurzer Zeit auch noch den Selbstversorgeraspekt mit sich: Der Trend des „Rooftop Farmings“ geht Hand in Hand mit dem neubelebten Schrebergartenboom und Urban Gardening – nur auf einer größeren Skala. Meist werden Rooftop Farmen auf Dächern großer Industriekomplexe angelegt: Flächen, die normalerweise unbenutzt sind, werden sinnvoll zur Gemüse- und Obstanlage umfunktioniert. Das bringt nicht nur Arbeitsplätze und Profit mit sich, sondern versorgt im Regelfall auch die Bewohner, Restaurants und Geschäfte des jeweiligen Stadtteils mit lokalen Produkten. So auch in Oberhausen: Dort wurde das neue Jobcenter gleich inklusive Dachtreibhaus und vertikalem Garten entworfen. Salate und Kräuter aus dem Treibhaus werden auf dem Wochenmarkt verkauft und an ein lokales Restaurant geliefert, und im vertikalen Garten sollen sich bald Weintrauben und Hopfen emporranken. Das weltgrößte Dachtreibhaus soll es in Montréal geben, aber die weltweit größte Rooftop Farm ist gar nicht weit von uns: Seit dem Frühjahr 2020 erstreckt sich eine 14.000 m² große Farm auf dem sechsstöckigen Gebäude der Paris Expo Porte de Versailles im 15. Arrondissement der französischen Hauptstadt. Das Projekt der Firmen Agripolis und Cultures en Ville, beide Experten im Bereich der urbanen Landwirtschaft, umfasst nicht nur die Farm, sondern vermietet auch Parzellen an interessierte Anwohner – sozusagen ein Dachschrebergarten. Außerdem werden informative Workshops rund um Landwirtschaft angeboten. Um die „Rooftop Experience“ abzurunden, darf ein Restaurant mit Bar und Panoramablick natürlich nicht fehlen: Im Le Pechoir kann man – ganz nach der berühmten Redensart – wie ein Hipster-Gott in Frankreich über den Dächern von Paris den Tag ausklingen lassen.

Von diesem Pariser Projekt sollten wir uns im Saarland inspirieren lassen, denn in Saarbrücken fehlt ein solcher Rooftop-Garten noch. Doch es besteht Hoffnung. Noch wurde nicht entschieden, wie sich der notwendige Erweiterungsbau der Congresshalle gestalten soll. Ein Vorschlag der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik entwirft einen Anbau, der zwar einen Teil des Bürgerparks verbrauchen würde, dafür aber mit einem laubintensiven Dachgarten und möglicher Vertikalbegrünung versehen werden soll. Auf einer Fläche von etwa 10.000 m² ließe sich dadurch die wegfallende Grünfläche des Bürgerparks ersetzen und zugleich das Stadtklima nachhaltig verbessern. Der Zugang zum Bürgerpark könnte großzügiger und bequemer gestaltet und die Saarbrücker Kulturlandschaft würde um eine neue Attraktion bereichert.
 
Sandra Wagner im OPUS Kulturmagazin Nr. 84 (März/April 2021) zum Schwerpunktthema Garten

Filed Under: Kulturleben

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